Prabérians
Thomas Rousset
Rousset weiss seine ländliche Herkunft für die Entfaltung seines künstlerischen Schaffens zu nutzen. Das Dorf Prabert (Isère, F), wo er einen Teil seiner Kindheit verbrachte, ist seit drei Jahren Schauplatz für seine Darstellungen. Der Künstler hat dabei ein Gespür für eine einzigartige Dimension von Raum und Zeit: «Die Dinge und die Menschen scheinen anachronistisch». Auf der Grundlage der Wirklichkeit ersinnt er sich eine neue Welt, die er mit Archetypen und eigenen Erinnerungen füllt. Es entstehen Phantasieräume, wo das Althergebrachte und das Fremde aufeinandertreffen, woraus sich unwahrscheinliche Situationen ergeben, die eine Art magischen Realismus, ja sogar Mystik hervorzubringen vermögen.
Die Eigenheit des Schauplatzes und der Drang zu einem gewissen Chaos bilden den Ursprung für seine Fotografien. Die Menschen präsentieren sich in theatralischen Posen, aber auch die Tiere, Hauptakteure der täglichen Rituale auf dem Land, nehmen einen wichtigen Platz ein. So zum Beispiel auf dem Bild, wo der Kadaver eines Marders in einer von sachverständig arrangiertem Licht durchfluteten Küche gekonnt in der Nähe einer knisternden Feuerstelle platziert wurde. Oder auf der Fotografie, wo ein paar an den Füssen von der Decke hängende Hühner (die Opfer des Marders!) zu sehen sind. Sie schweben über einem Tisch, den jemand, so scheint es, hastig verlassen hat. Auch Gegenstände spielen eine zentrale Rolle: der in eine Bauernkarre umgewandelte, alte 2CV oder die vergängliche Schafskelett-Konstruktion – ein der Phantasie entsprungenes Säugetier. Die Fotografien sind üppig, scharfsinnig und zauberhaft und eröffnen einen ganz neuen Blickwinkel auf das Landleben. Durch ihre Anlehnung ans Malerische spielen sie mit der porösen Grenze zwischen Wirklichkeit und Einbildung und wecken einen grundsätzlichen Zweifel, der den Betrachter dazu drängt, seine Überzeugungen in Bezug auf das Landleben zu hinterfragen. (Daniel Mueller)
+ Lesen Sie mehr- Afficher moinsHerstellungsjahr: 2006