Sarajevo (Bosnie-Herzégovine)
Steeve Iuncker
Anhäufungen von Granaten, gestapelte Kisten mit altem Waffengut; Waffen, die entschärft werden; Männer, die diese Arbeit verrichten. Daneben Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln, im Café, in der Bar; Wohnquartiere. Steeve Iuncker beschreibt mit Diptychen ein Bild der noch immer vom Krieg gezeichneten Stadt Sarajevo, 13 Jahre nach der Belagerung durch die jugoslawische Volksarmee, die fast vier Jahre andauerte und während der über 10’000 Menschen getötet wurden. Die Europäische Union beauftragte Iuncker im Rahmen eines Programms, mit dem sie die Vernichtung überalterter, nicht nur aus Kriegszeiten stammender Munition finanziell unterstützt, diese Abrüstung zu dokumentieren.
Angesichts der deutlich spürbaren Folgen des Krieges, erschien es Iuncker unaufrichtig, sich auf das Auftragsthema zu beschränken, ohne die aktuelle Stimmung und Spannung in der Gesellschaft zu beschreiben. So präsentiert er seine Fotos als Diptychen, die als solche etwas anderes erzählen als isoliert. Statische Fotos aus der Munitionsfabrik, in der die Waffen verarbeitet werden, stehen unmittelbar von Geschichte und Leben bestimmten Fotos der aktuellen Gesellschaft gegenüber. Die Fotos in schwarz-weiss unterstreichen die auf ihnen offensichtliche Verbindung zur jüngeren Geschichte. Iuncker stellt den Krieg zeitlich versetzt dar – aus Kriegszeiten sind andersartige Bilder bekannt. Indem er seine Reportage über die Waffenvernichtung mit der Dokumentation über das Leben in Sarajevo verbindet, zeigt er im wörtlichen Sinne das Kollaterale, das für ihn weit mehr Bedeutung hat als die eigentliche Auftragsarbeit. Diese, sowie deren Ursprung, hinterfragt er somit kritisch. (Mariana Forberg)
+ Lesen Sie mehr- Afficher moinsHerstellungsjahr: 2009
Steeve Iuncker
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