Don’t pay the barber
Meinrad Schade
Im Gliedstaat Andra Pradesh im Süden Indiens steht auf einem mächtigen Hügel der Tempel von Tirumala. Es ist ein Pilgerort, und was für einer: Jeden Tag kommen Zehntausende nach Tirumala, um dem Hindu-Gott Venkateswara zu danken. Es sind meist einfache Leute vom Land, die für Gesundheit, Glück und Arbeit; für das Geschenk der Ehe; für geheilten Krebs, einen geborenen Sohn oder eine reiche Ernte, zuerst stundenlang Schlange stehen und dann Geld oder Gold in den Opferbehälter vor den Schrein von Venkateswara werfen. Und wer zu wenig davon hat, gibt sein Haar. Im Kalyanakatta-Center auf dem Tempelgelände arbeiten 800 Barbiere in drei Schichten rund um die Uhr, um den Pilgern eine Kahlrasur zu verpassen. In vier Minuten entledigt ein geübter Barbier Kinder, Männer und Frauen ihrer Haare – und das kostenlos. Mehrere Tonnen kommen so täglich zusammen; im obersten Stock des wohl grössten Haarsalons der Welt türmt sich das abgeschnittene Haar.
Die Ausstellung ist ein Beitrag der Neue Zürcher Zeitung, Zeitbilder.
Herstellungsjahr: 2009