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Journées photographiques de Bienne, 3.–26.5.2024

G8
Nicolas Savary

Schon Monate vor dem G8-Gipfel von 2003 in Evian wurde in den Medien der Romandie die Furcht vor gewaltsamen Ausschreitungen durch Globalisierungsgegner geschürt. Die Berichterstattung kreiste vor allem um die Kosten für öffentliche Sicherheit und um Fragen der Haftung bei den erwarteten Vandalenakten. Die Verunsicherung nahm ein solches Ausmass an, dass sich zahlreiche Geschäfte in den Innenstädten von Genf und Lausanne dazu entschlossen, ihre Schaufenster und Eingänge für die Dauer des G8-Treffens zu verbarrikadieren. Nicolas Savary fotografierte diesen aussergewöhnlichen Zustand in beiden Städten.

Blinde Flächen überall – was normalerweise darauf aus ist, zu verführen, weist den Blick jetzt ab. Statt kunstvoll beleuchteter Auslagen: rohe Verschalungsbretter. Der sonst unbeachtete Rahmen des Konsumspektakels, das Drum und Dran, drängt sich in die Wahrnehmung. Details an Hausfassaden springen ins Auge: Profilierte Simse, von jemandem liebevoll gestaltet. Schwarzer Sohlenabrieb von Millionen Schuhen. Graffiti. Billig gebaute Zweckarchitektur, hauchdünn mit Marmor verkleidet. Unvermittelt konfrontieren Savarys Aufnahmen mit dem tatsächlichen Gesicht von Orten, durch die wir uns täglich bewegen, welche aber für uns kaum Existenz haben. Hunderte von Quadratmetern von Pressspan, gemasertem Sperrholz und honiggelben Verschalungsbrettern: Was aussieht wie moderne Kunst (Christo, Wolfgang Laib) hat seinen Ursprung in reinem Zweckdenken. Savarys Bilder dokumentieren die greifbaren Manifestationen der Habgier und der Angst. Es ist eine melancholische Szenerie, die sich uns darbietet. Und trotzdem hat die Realität, von Illusionen befreit, etwas Versöhnliches. (Simon Stähli)

Herstellungsjahr: 2003

headphone Nicolas Savary

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