#Ingrid
Zoé Aubry
Femizide [hier durch den Partner] sind systematische und strukturelle Morde. Sie sind ein gesellschaftliches Phänomen, das häufig vertuscht und verharmlost wird oder dessen Darstellungen zuweilen sogar manipuliert werden. Seit 2018 entwickelt die Künstlerin Zoé Aubry eine Arbeit zur Problematik der medialen Darstellung von Femizide. Der dritte Teil dieser Arbeit betrifft den Mord an eine junge Mexikanerin, die von ihrem Mann, im Februar 2020 getötet und deren Leiche zerstückelt worden ist. Nach diesem Verbrechen wurden in den mexikanischen Boulevardzeitungen theatralische Bilder des leblosen und zerstückelten Körpers des Opfers, die am Ort der Tat von den Behörden erstellt worden waren, publiziert. Die Veröffentlichung dieser Bilder auf den Titelseiten löste eine Welle der Empörung aus. Eine mexikanische Frau erstellte auf Twitter den Hashtag #IngridEscamillaVargas und lancierte einen Aufruf an die Bevölkerung, diesen Voyeurismus zu verurteilen und Fotos über «schöne Dinge» zu teilen, um die massenhaft hochgeladenen fürchterlichen Fotos zum Mord zu verdrängen.
Für ihre Installation hat Zoé Aubry die Bilder gesammelt, die in den Wochen nach dem Mord im Rahmen dieser kollektiven Bewegung veröffentlicht wurden. Ziel dieser Aktion war es, die Algorithmen zu neutralisieren und dadurch Unsichtbarkeit zu erzeugen. Sie präsentiert die Bilder im Vordergrund ihrer Installation, um damit einen verpixelten Eisenblaudruck eines der Bilder des Tatortes zu verdecken, das von der Boulevardpresse veröffentlicht worden war. Um diesen Kampf fortzuführen und die Botschaft in den öffentlichen Raum von Biel zu tragen, lädt die Künstlerin alle dazu ein, ihren Bildern in der Stadt über eine partizipative Plakataktion Sichtbarkeit zu verleihen. Dank einer Zusammenarbeit mit La Couleur des Jours ist ein Aspekt dieser partizipative Teil ermöglicht worden.
Herstellungsjahr: 2020
