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Journées photographiques de Bienne, 3.–26.5.2024

Mobiles
Loan Nguyen

Im morgendlichen Nebel erahnt man die Silhouette einer Frau. Wie eine Seiltänzerin bewegt sie sich auf dem Rand eines Steinbassins Schritt für Schritt vorwärts. Die gleiche Silhouette erscheint auch an anderen Orten, wirft einen Schatten auf die kahle Architektur aus Beton oder studiert ihr Spiegelbild in der flachen Oberfläche eines Sees… Diese Momente sind wie Erinnerungen an ein Kinderspiel, wo man sich selbst erstmals erstaunt als Teil dieser Welt wahrnimmt. Fast unmerklich vereinnahmt die menschliche Präsenz die Landschaft, gleitet hinein ohne Aufprall. Eine Haltung, eine sanfte Geste… und ein gegenseitiges Verständnis erwacht.

Ein Schattenwurf, ein entrücktes Objekt oder eine einfache Spiegelung: der Eingriff des Wesens in seine Umwelt ist immer sehr klein. Die körperliche Spur wird manchmal nur indirekt oder als Projektion hinterlassen. Berührungspunkte offenbaren sich, Banden knüpfen sich von selbst und diese kleinsten Räume werden zu Territorien der Selbstbeobachtung. Loan Nguyen setzt sich als Akteurin dort in Szene, wo Versöhnung zwischen Natur und Kultur wahrscheinlich ist. Im Verlauf der Tableaux wird jedoch keine Erzählung deutlich und von ihr selbst wird nichts gesagt. Kein Wille zur Selbstdarstellung, nur der Wille zur Fähigkeit die Landschaft treffend zu interpretieren. Dieser dringt in intime Sphären, indem er zur inneren Landschaft wird. Fern jeglicher anthropozetrischer Betrachtungsweise kommt der Umwelt und ihren Bewohnern die gleiche Aufmerksamkeit zu, ohne Dominanz des einen über den andern. Der Mensch findet hier seinen Platz als Teil eines Ganzen, er erkennt seine eigene Existenz zur gleichen Zeit wie er die Existenz der Welt erkennt. Subtile Bildvorschläge für zahlreiche poetische Visionen.

Raphaëlle Stopin

headphone Loan Nguyen

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