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Journées photographiques de Bienne, 3.–26.5.2024

Cromofobia
Christian Tagliavini

In Cromofobia (2007) entfärbt Tagliavini seine akkurate Szenerie, und zwar nicht digital, sondern analog, was bei weitem mehr zu tun gibt. Der fiktive Plot einer farbenfürchtigen Frau, so der Titel, lässt über die Buntheit der heutigen Welt philosophieren. Die Entfärbung der heilen Welt, die Reduktion der farblichen Kontraste und die Varianz der Grautöne erinnern an eine Zeit, in der noch mehr Staub und Dreck in der Luft lagen als heute. Die Dezenz der Farben im Verbund mit dem knalligen, Angst einflössenden Gegenstand ist lediglich ein formales Element, um das ursächliche Objekt der Phobie besonders kenntlich zu machen.

Im angelsächsischen Modestil der frühen 1950er Jahre gekleidet, verweist die Serie nämlich auf die Angst, Neues ins Haus kommen zu lassen. Die Blässe ist also auch eine Metapher für den antriebslosen, abwartenden Zeitgeist, nämlich nicht aufzufallen, sozusagen bescheiden in der Kulisse zu verschwinden. Ein zweites Indiz, dass die krankhafte Furcht eigentlich kuriert werden sollte, liest sich von den roten Lippen. Sie reden zwar noch nicht offensichtlich, doch ist eine Binnenkommunikation mit dem Corpus delicti hergestellt.

Fritz Franz Vogel

headphone Christian Tagliavini

 

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