nox lunae
Roger Frei
Berge. Fast bildfüllend. In zurückhaltender Farbigkeit. Zwei- bis Dreitausender. In gedämpfter Lichtstimmung. Imposant. Ästhetisch. Malerisch. Roger Frei fotografiert an Orten geringer «Lichtverschmutzung» mit dem vom Mond reflektierten Sonnenlicht als einziger Lichtquelle. Unter Verwendung von analoger Fototechnik belichtet er seine Fotos bis zu zwei Stunden. Mögliche Kamera-Standorte hat er vorher anhand dreidimensionaler digitaler Karten ausgewählt und sie tagsüber in der Landschaft aufgesucht. Um sie nachts wiederzufinden, hat er die geeigneten Standorte in seiner GPS-Software markiert. Auf vielfältige Weise ist die Zeit Freis Bildern inhärent.
Entstanden vor 135 Millionen Jahren, ist die Alpenauffaltung als Motiv ebenso zeitlos wie die verwendete Lichtquelle, die nach Naturgesetzen wiederkehrende Intensität des «Mondlichtes». Die lange Entstehungszeit der Alpen, die zu einer grossen Vielfalt an Formen und Schichten geführt hat, bedingt ihre Wesenszüge; ebenso die scheinbare Gleichzeitigkeit mehrerer Jahreszeiten. Herbstliches Gelb-Grün neben winterlichem Weiss. Auf den Bildern zeigt sich die Zeit in ihrer Ausdehnung unmittelbar. Die lange Belichtungszeit, die nur ein bis zwei Bilder pro Nacht ermöglicht, reiht sich ein in diese dauernden Prozesse. Als fortsetzbares Langzeitprojekt ist Freis Serie wiederum zeitlos, aber ebenso zeitgebunden. Denn abhängig von verfügbarem Licht (nur die Nächte um die Vollmondphasen sind «hell» genug) und idealen Wetterverhältnissen (keine Wolken, kein Wind) gibt es nur wenige Nächte im Jahr, um diese Fotos zu machen. Das Ergebnis wird erst nach der Zeitverzögerung durch die Filmentwicklung sichtbar. Roger Frei, der auch auf die Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts verweist, schafft Bilder wohltuender «Langsamkeit» im Kontrast zur gegenwärtig verbreiteten Geschwindigkeit des Abbildens. (Mariana Forberg)
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Roger Frei
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