Mit Megan Cump, Tim Davis, Jade Doskow, Matthew Gamber, Sam Jury, Kalle Kataila, Jason Lazarus, Oliver Wasow
Die Fotografinnen und Fotografen, die sich am Projekt «One Hour Photo» beteiligen, gehen eine einzigartige Verpflichtung ein: Das ausgewählte Bild darf ausserhalb der Ausstellung weder reproduziert, noch verkauft werden. Das Konzept sieht vor, dass die Bilder alle nacheinander je eine Stunde lang projiziert und danach zerstört werden. Mit dem Vorgehen, dass die Bilder während einer beschränkten Zeit gezeigt werden, initiiert «One Hour Photo» eine ganze Reihe von Überlegungen, sowohl zur Art und Weise, wie wir Fotografie wahrnehmen, als auch zur Arbeit der Fotografen. Ein paar dieser Überlegungen sollen hier nachfolgend kurz skizziert werden.
Dank des gewählten Vorgehens hört jedes Bild auf, ein Objekt zu sein und wird zu einer Erfahrung, einem Prozess mit einem Anfang und einem Ende. Der Betrachter wird zum Fotoapparat, der das Bild aufnimmt, und seine Erinnerung zum einzigen Wahrnehmungsmittel und zur einzigen Spur, die übrig bleibt. «One Hour Photo» konzentriert damit die Kunsterfahrung wieder auf den Augenblick der Wahrnehmung und setzt die Begleiterscheinungen, welche mit Ausstellungsbesuchen immer stärker in Verbindung gebracht werden (wie etwa der Erwerb von Bildern, der Kauf von mit dem Bild verbundenen Produkten oder auch das Berichten über die Ausstellung in der Presse oder in den sozialen Netzwerken), an den Rand. Indem das Bild nach der einstündigen Dauer, während der es gezeigt wurde, zum Verschwinden gebracht wird, unterstreicht «One Hour Photo» den flüchtigen und fragilen Charakter der Fotografie, speziell der Digitalfotografie. Im Gegensatz zu dem, was man ihr üblicherweise andichtet – nämlich die unfehlbare und dauerhafte Erinnerung eines bereits vergangenen Augenblicks zu sein – hat die Fotografie wie jedes andere Objekt nur eine beschränkte Lebensdauer. «One Hour Photo» verleiht damit der Beziehung von Fotografie und Zeit eine neue Spannung. In einer Welt, in der das Bild durch die dauernde Berieselung und den praktisch unbeschränkten Zugang banalisiert wird, verleiht «One Hour Photo» der Fotografie den Charakter eines seltenen und einzigartigen Objekts, dessen flüchtige Präsenz einen wertvollen Augenblick darstellt.
Herstellungsjahr: 2011
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