An weissen Mauern hängen grosse Papierbögen, auch sie sind makellos weiss. An der Decke summen Schwarzlichtröhren. Die Stunden ziehen vorüber, es wird langsam dunkel, das strahlende dunkle Licht beginnt zu dominieren und bringt die Siebdrucke zum Vorschein. Aus dem Weiss schälen sich Bilder von Drogensüchtigen und Nachtschattengewächsen. Die Bilder von «Schwarzes Licht» pendeln zwischen Präsenz und Absenz. Der Zyklus des Erscheinens und Verschwindens variiert je nach Art und Intensität der Lichtquelle. Die visuelle Erfahrung des Betrachters ist also abhängig von der Zeit, und zwar im meteorologischen Sinn wie auch von der Dauer her. Die im Dunkeln sichtbaren Menschen- und Pflanzenkörper verblassen und verschwinden, sobald es hell wird. Diese Umkehr zwischen Sichtbarkeit/Unsichtbarkeit und Tag/Nacht verweist direkt auf die Gegenüberstellung Leben/Tod.
Die latenten Bilder zeigen sich dem, der lange genug wartet, um sie zu sehen, und sie können denjenigen überraschen, der sie nicht erwartet hat. Nicole Hametner arbeitet in der Serie den verstörenden Charakter der Sujets künstlerisch heraus. Es ist kein Zufall, dass die Nacht eine zentrale Rolle in ihrem Werk einnimmt, sowohl als Sujet oder als Kulisse («Die Blaue Stunde», «Le Sapin »), aber auch als Conditio sine qua non («Schwarzes Licht»). Nicole Hametner macht keinen Hehl aus ihrem Interesse für die Romantik und die Psychoanalyse. «Schwarzes Licht» weist Bezüge auf zu Freud und zur Mythologie. Die Tollkirche (Atropa) verweist direkt auf Atropos. Der Lebensfaden wird von den drei Moiren gesponnen (Klotho), abgemessen (Lachesis) und schliesslich durchgetrennt (Atropos). Die Psychoanalyse sagt aus, der lange Faden der Lebenskraft werde strukturiert durch eine Abfolge von Situationen, die von Unterbrüchen oder Einschnitten geprägt sind. Wie Atropos strukturiert die Lichtquelle den Zyklus Erscheinen/Verschwinden, Leben/Tod der Bilder aus «Schwarzes Licht»
Herstellungsjahr: 2010
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