Claude – Scheinbares Verstecken
Enrique Muñoz Garcia
Das Badezimmer ist Ort der Begegnung mit Claude. Die Badewanne Stätte eines täglichen Rituals. Die Härte der weissen Kacheln, des Chromstahls, geht einher mit den Wunden am geschundenen Körper.
Auf den ersten Blick ein Missbrauch für das Auge der Betrachter.
Claude scheint sich im Wasser zu verstecken, sich in der Reinheit verkriechen zu wollen, wie andere unter einer warmen Decke.
Die weichen Linien des Körpers fügen sich symbiotisch in die Symmetrie des Raums und bilden mit auftauchenden Symbolen eine ästhetische Komposition. Mit penibler Sorgfalt reinigt sich der Protagonist von der Haarwurzel bis in die Ritze zwischen dem vierten und dem kleinen Zeh. Begleitet von besänftigenden Worten eines Monologs; sie klingen nach Versöhnung.
Claude akzeptiert seine Sucht. Eine Reise, die für den Heilpädagogen vor dreissig Jahren ihren Anfang nahm. Mit der Zeit weicht der Monolog einem beinahe fröhlichen Singsang. Der Betrachter mag an Lieblichkeit denken. Und versteckt sich. Scheinbar.
Der Bieler Fotograf Enrique Muñoz García hat sich als Wirkungsstätte für diese Arbeit ausschliesslich auf die drei Zimmer in Claudes Wohnung konzentriert.
Die Klanginstallation der Bieler Soundtüftler Christian Müller und Gaudenz Badrutt der Gruppe ‹strøm› runden “Claude” zu einer audiovisuellen Erfahrung ab. Das Projekt besteht aus dem 45-minütigen, ungeschnittenen und unbearbeiteten Dokumentarfilm, einer Fotoreportage, Videoanimationen und Musik.
Simone Lippuner, Journalistin