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Journées photographiques de Bienne, 3.–26.5.2024

Bruna / Bruno
Julian Salinas

Mann oder Frau? Beim schnellen Hinsehen kann man sich täuschen. Das “dritte Geschlecht” versucht, die Spuren zu verwischen und erschwert eine Identifizierung. Fantasmatische und stereotypische Ikonen einer komplexen und verschworenen Gemeinschaft am Rande einer Gesellschaft, die in ihren Tabus erstarrt ist… Während anderthalb Jahren hat Julian Salinas seinen Blick auf dieses verstörende Phänomen gerichtet.

Als neutraler Beobachter, mit keiner anderen Absicht, als auf sehr persönliche Weise zu erfassen, was sich hinter den Fassaden abspielt, ist er in dieser Welt “spazieren gegangen”. Von diesem Eintauchen in ein pulsierendes, nächtliches Pariser Universum – bereits unendlich oft fotografiert, hat er sehr direkte Porträts zurückgebracht – die frontal vor einfarbigem Hintergrund aufgenommen wurden. Eine einfache und ruhige Art der Wiederholung, die es erlaubt, den hybriden Dualismus, um den es hier geht, zu enthüllen, ohne ihn zu stigmatisieren.

Julian Salinas rückt auf diesem schwierigen Weg vor, und man spürt schnell, dass es nicht die Suche nach dem Spektakulären ist, die ihn leitet, und noch weniger die Absicht, Objekte der sexuellen Begierde zu zeigen. Vielmehr sucht er das, was am wenigsten sichtbar ist: Er spielt mit der Verwirrung, um sich dann auf der Seite der Menschlichkeit des Wesens zu positionieren. An dieser sozialen Randgruppe hält er die Suche nach Identität fest und nach den sozialen Schwierigkeiten, die sich in ihren Gesichtern widerspiegeln.

Die Arbeit umfasst ca. 70 Fotografien in Farbe, die mehrheitlich im 18. Arrondissement in Paris und vor allem im Folies Pigalle aufgenommen wurden, einer Hochburg des Pariser Nachtlebens, das einmal pro Woche zum Treffpunkt der Transvestiten und Transsexuellen wird.

Aude Boissaye, Journalistin, Paris