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Journées photographiques de Bienne, 3.–26.5.2024

Agra
Ursula Mumenthaler

Ursula Mumenthaler definiert sich als Malerin, nicht nur was ihre Instrumente und Gestaltungsmittel betrifft – obwohl die Farbe eine wichtige Komponente ihrer fotografischen Arbeiten ist – sondern vielmehr in der Auseinandersetzung mit der zweidimensionalen Repräsentation eines Raumes.

Die Architektur, die seit langer Zeit ihr primäres Forschungsobjekt ist, wird in ihrer neuen fotografischen Serie einer plastischen Organisation unterzogen – eine malerische Flachstellung – bevor sie vom Objektiv eingefangen wird. Sie erweist sich als ein Experimentfeld für den Gebrauch der Perspektive.

Der Blick des Betrachters versinkt in den Raumtiefen eines verlassenen Gebäudes.In regelmässigem Rhythmus durchbrechen Fenster- und Türöffnungen die leeren, sorgsam entkernten Hallen. Nur diffus zeichnet die Durchsicht nach Aussen ein Bild von der umliegenden Landschaft. Die Kamera konzentriert sich auf die abstrakten Gebäudefluchten und entwickelt im Spiel mit Wiederholung und Verviel fältigung einen starken räumlichen Sog, in welchem sich Bedeutungsfülle und Geheimnis untrennbar verbinden.

Mumenthalers fotografische Sicht des brachen Gebäudekomplexes hebt seine atmosphärischen, ästhetischen und erzählerischen Besonderheiten hervor. Den Blickwinkel, aus welchem sie ihre Kamera auf die menschenleeren Raumfluchten richtet, stellt weniger die Zeichen des materiellen Zerfalls in den Vordergrund als den Verlust einer eindeutig erkennbaren Funktion. Die Raumwahrnehmung ist einer rätselhaften Destabilisierung unterzogen und wird dadurch zum Projektionsraum für die Assoziationen, Erinnerungen und Erfahrungen des Betrachters. In diesem aus dem Fluss der Zeit herausgetretenen Raum ist jeder mögliche reale und imaginäre Raum der Vergangenheit und Zukunft enthalten.

Elisa Ambrosio,
Textausschnitte von Myriam Poiatti und Katrin Steffen-Bigrafie

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