Agra
Ursula Mumenthaler
Ursula Mumenthaler definiert sich als Malerin, nicht nur was ihre Instrumente und Gestaltungsmittel betrifft – obwohl die Farbe eine wichtige Komponente ihrer fotografischen Arbeiten ist – sondern vielmehr in der Auseinandersetzung mit der zweidimensionalen Repräsentation eines Raumes.
Die Architektur, die seit langer Zeit ihr primäres Forschungsobjekt ist, wird in ihrer neuen fotografischen Serie einer plastischen Organisation unterzogen – eine malerische Flachstellung – bevor sie vom Objektiv eingefangen wird. Sie erweist sich als ein Experimentfeld für den Gebrauch der Perspektive.
Mumenthalers fotografische Sicht des brachen Gebäudekomplexes hebt seine atmosphärischen, ästhetischen und erzählerischen Besonderheiten hervor. Den Blickwinkel, aus welchem sie ihre Kamera auf die menschenleeren Raumfluchten richtet, stellt weniger die Zeichen des materiellen Zerfalls in den Vordergrund als den Verlust einer eindeutig erkennbaren Funktion. Die Raumwahrnehmung ist einer rätselhaften Destabilisierung unterzogen und wird dadurch zum Projektionsraum für die Assoziationen, Erinnerungen und Erfahrungen des Betrachters. In diesem aus dem Fluss der Zeit herausgetretenen Raum ist jeder mögliche reale und imaginäre Raum der Vergangenheit und Zukunft enthalten.
Elisa Ambrosio,
Textausschnitte von Myriam Poiatti und Katrin Steffen-Bigrafie