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Journées photographiques de Bienne, 3.–26.5.2024

Whatcukkills
Rudolf Steiner

Die Serie «Whatcukkills » von Rudolf Steiner bezieht sich auf die juristische Bedeutung des französischen Wortes non-lieu, welche die Einstellung eines Verfahrens aufgrund der Absenz eines Angeklagten bezeichnet. Steiner zeigt die Jagdbeute eines ganz gewöhnlichen Räubers (Raubtiers). Seine Bilder sind aber vielmehr ästhetische Wiederherstellungen der Schauplätze der instinktiv ausgeführten Bluttaten, als juristische Beweisbilder. Auch wenn der Angeklagte, dessen Präsenz der Betrachter hinter den Fotografien erahnt, von keinem Gericht verurteilt werden wird, ausser vielleicht von demjenigen der Natur, so scheinen ihn dennoch alle Indizien zu beschuldigen. Einzig die Anordnung von merkwürdigen Elementen am Tatort könnte darauf hinweisen, dass es sich im Grunde genommen nur um eine Montage handeln könnte und der Beweis der Schuld somit noch erbracht werden müsste. Der Betrachter sieht sich vor eine tragische Wahl gestellt und kann nur hin und her schwanken zwischen der Verteidigung der vermuteten Unschuld des Angeklagten und der Vorstellung seines wahrhaftigen tierischen Wesens.

Steiners intelligent konstruierte Fotografien legen eine subtile Schönheit frei, welche beinahe die Bestialität und Wildheit des Kampfes vergessen lässt, welcher den Tod herbeigeführt hat. Auch betonen sie den Kontrast zwischen der uneingeschränkten Vorstellungskraft des Betrachters, der sachlichen Fiktion und der rekonstruierten Wirklichkeit, welche sie inszenieren. Ebenso wie mit der Anordnung dieser toten Wesen spielt Steiner mit Farbe und Licht. Auf diese Weise wird das Kräfteverhältnis zwischen dem Opfer und seinem Peiniger wie auch der naturgegebene Ausgang des ungleichen Kampfes deutlich, dessen Gewalt und Grausamkeit jedoch verschwinden. Nur eine offene Wunde, ein Flecken Blut, eine abgetrennte Gliedmasse oder ein herausgerissenes Organ am Ort des Verbrechens gemahnen an die Brutalität des Todes.

Yan Schubert

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