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Journées photographiques de Bienne, 3.–26.5.2024

La Spiaggia
Björn Allemann

Allemanns Landschaften verdichten Leere. Immer wieder finden sich darin die Spuren menschlicher Tätigkeit, aber die Akteure fehlen, sind nach Hause gegangen, schlafen – hinter geschlossenen Fenster- läden vielleicht.

Die Serie «When We Leave» dokumentiert vergessene Spielplätze, Strassenecken. In dieser Arbeit untersucht Allemann das Unbewusste seiner Herkunftsstadt Chur, während er für die Auftragsarbeit «Fussballlandschaften» in der ganzen Schweiz unterwegs ist. Auch in diesen Bildern inszeniert der Fotograf mehrheitlich die Abwesenden. Die fotografierte Leere, welche sich inmitten unserer Städte und Dörfer entfaltet, ist irritierend und doch vertraut.

Für «La Spiaggia» ging Allemann zurück in eine Gegend, an der er zuvor zufällig vorbeigekommen war. Die Fotografien, welche dort entstanden sind, erschliessen uns einen Zugang und grenzen uns gleichzeitig aus. Dichte Strukturen weisen den Betrachter zurück: eine gekachelte Wand, die wohl zu einer Dusche gehört, an der aber die Duschköpfe fehlen, blickdichte Zäune, die sich durch zwei Bilder ziehen. Nur in der Ferne taucht manchmal ein Streifen Meer auf und eingepackte Palmen beugen sich – urtümlichen Kreaturen gleich — eigenwillig in ihre je eigene Richtung. Winter. Der Besucher stört und kann doch nur zu dieser Zeit den Ort selber sehen, unverstellt von Touristenmassen, Eisständen und Sonnenschirmen. Die Wahl des Schwarz-Weiss unterstützt die Reduktion aufs Wesentliche. Der Winterhimmel ist grau.

Allemann bezeichnet seine Art der visuellen Recherche als kompaktes Arbeiten. Er lässt sich ganz auf einen Ort ein, auch wenn er meist nicht weiss, weshalb er gerade dort ist. Das Nicht-Wissen scheint in seiner Arbeitsweise der Kern zu sein, um den herum die Fotografien entstehen. Die unvoreingenommene Offen- heit ermöglicht eine neue Sichtweise. Die Begrenzung des fotografischen Rahmens ist bei ihm sehr bewusst genutzt, keine angeschnittene Linie erscheint zufällig. Die Bilder erschaffen in ihrer strengen Frontalität und Schärfe eine eigene, verführerische Ordnung. Diese fotografische Ordnung steht in einer Spannung zu der Qualität der jeweiligen Orte, die, so hat man das Gefühl, viel lieber sich abwenden und vergessen gehen möchten.

Jeannine Hangartner

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