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Journées photographiques de Bienne, 3.–26.5.2024

In the Woods
Eva-Fiore Kovacovsky

Brücken, Treppen, Leitern, Ein- und Übergänge – was wir normalerweise in Stahl und Beton im städtischen Umfeld antreffen, eröffnet uns in Kovacovsky Arbeiten den Zugang zum Wald. Die Künstlerin schafft in einem langen Prozess temporäre, ortspezifische Installationen für ihre Kamera. Für «In the Woods» hat sie in einem Emmentaler Wald gearbeitet, dem Spielplatz ihrer Kindheit.

«In the Woods» entstand für eine Ausstellung im Niederländischen Architekturmuseum in Rotterdam. Kovacovsky erforscht in dieser Arbeit, wie weit sich Architektur reduzieren lässt. Im Laufe ihres Schaffensprozesses hat sie über vier Monate hinweg viele verschiedene Situationen geschaffen, umgebaut und immer wieder fotografiert. Aus dieser Masse von Material entschied sie sich für fünf Bilder. Kriterium für die Auswahl ist die Abstraktion, obwohl am Anfang des Prozesses das Erschaffen einer möglichst belebten Realität steht.

Diese Abstraktion geschieht durch die Art wie die Fotografin mit ihrem Medium umgeht: Der Bildrahmen zeigt mehr als nur ihre Intervention, diese drängt sich nicht in den Vordergrund sondern verschmilzt vielmehr mit der Natur. Im Bild ist auch Raum für Dreck, für den Baumstamm, den Bach. Das riesige Format und die Präsentation der Fotografien tragen das Ihrige zu der Abstraktion bei: die Bilder werden selbst zu Objekten, die den Dialog mit dem Ausstellungsraum und dem Betrachter suchen. Wir möchten sie am liebsten direkt betreten und sehen, was in dieser Welt sonst noch da ist und wir bislang ignoriert haben.

Die Inspiration für Kovacovskys Arbeit kommt aus ihrer Fantasie, Kinderbüchern, der Freude am Erschaffen von eigenen Welten. Das Spiel, sagt Eva, erlaube es ihr, neue Möglichkeiten zu finden, ohne urteilen zu müssen und befreie sie von der Notwendigkeit, praktisch und ernsthaft handeln zu müssen. Dieser Zugang zur Welt fasziniert – insbesondere weil es der Fotografin durch ihre Bildsprache gelingt, nicht in Kitsch abzugleiten. Allzu neutral sind dazu das Licht, die Frontalität der Aufnahmen. Auch ermöglicht ihre Vertrautheit mit dem Ort, dass Unspektakuläres in den Vordergrund tritt. Bewusst sucht sie das Zerfallen einzelner Bilder, wie es die Schneeflecken rund um die kleine Brücke bewirken. Das spielerische Schaffen von Überfluss findet in dem rigorosen, ebenfalls intuitiven Auswahlprozess seinen Ausgleich.

Jeannine Hangartner

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