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Journées photographiques de Bienne, 3.–26.5.2024

Ex Nihilo
Benoît Vollmer

Nihilo-In «Ex Nihilo» beschäftigt sich Benoît Vollmer mit Wintersportorten unter dem Blickwinkel «gebauter Umwelt». Es ist weniger die Begeisterung für das Skifahren als vielmehr das Interesse für architektonische Herausforderungen, welche den 24 Jahre jungen Fotografen veranlasst haben, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Die Bilder wurden mehrheitlich in den Savoyer Alpen, genauer im Vallée de la Tarentaise aufgenommen. Die Kompositionen sind so streng, als wären sie mit einer Fachkamera aufgenommen. Zu sehen sind jeweils Gebäudeansammlungen, die in die Alpenwelt hineingepflanzt worden sind; Städte, die aus dem Nichts – «ex nihilo» – herausgestampft wurden. Die vielgeschmähten, einzig und allein auf die Wintersportsaison ausgerichteten Anlagen vermitteln manchmal einen kohärenten Gesamteindruck (so zum Beispiel die vom Architekten Bernard Taillefer konzipierte Station des Arcs 1800), manchmal vermisst man jeglichen inneren Zusammenhang (so etwa bei der Anlage Ménuires).

Der Künstler will nicht so sehr die Frage entscheiden, ob die Gebäudekomplexe nun gelungen oder eben misslungen seien, ihn interessiert vielmehr die experimentelle, manchmal sogar gewagte Dimension der Bauten. Vollmer geht den Herausforderungen auf den Grund, welche die «gebaute Umwelt» stellt, er fotografiert die Örtlichkeiten absichtlich zu einem Zeitpunkt, an dem es dort weder Schnee noch Touristen hat. Damit akzentuiert er ihren plastischen Aspekt, der an der Grenze zum Fiktionalen angesiedelt ist. Die Bauwerke wurden Ende der 70er-Jahre erstellt und in eine natürliche Umwelt hineingesetzt, ohne dass man sich wirklich um eine Integration bemüht hätte. Es macht nun den Anschein, als ob jene Aspekte dieser Bauwerke, die faktisch als Schwächen angesehen werden müssten, im Fokus der Fotografie in die Irrealität ab- oder entgleiten würden.

Den architektonischen Sujets stellt der Künstler Landschaftsbilder gegenüber, die in unmittelbarer Nähe der Stationen aufgenommen wurden. Die Bilder stehen in der Tradition von gemalten Landschaftsbildern, sie zeigen den Einfluss, den Menschen auf die Umwelt nehmen. Sie verstärken zudem das Gefühl von Fremdheit, das die Bauwerke hervorrufen. Natur und Beton schreiben ein einzigartiges Raumdrehbuch.

Nach «Strates», einem fotografischen Essay über grosse städtebauliche Komplexe, hat Vollmer 2006 die Bildserie «Ex Nihilo» gestartet. Die hier erstmals ausgestellten Bilder belegen seine Fähigkeit, das Vokabular einer dokumentarischen Tradition zu nutzen, die auf Stephen Shore, Joel Sternfeld und insbesondere auf Walker Evans zurückgeht. Benoît Vollmer ist ein Fotograf mit einem vielversprechenden Potential – gegenwärtig absolviert er eine höhere Fachausbildung an der Fotofachschule Vevey.

Daniel Mueller, Direktor PhotoforumPasquart

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