Das Gesicht bewahren
Archives Bandi
Es gab einmal ein Photographengässchen. Das begann oder endete im südwestlichen Teil des Centralplatzes in Biel, gehörte aber weder zur Bahnhofstrasse noch zum Unteren Quai, sondern lag dazwischen, führte in einen Hinterhof – und verlor schliesslich seinen Namen. Namenlos weiterzubestehen, das ist für eine Strasse, und sei sie noch so unbedeutend, schon seltsam genug. Ungewöhnlich ist aber auch der verlustig gegangene Name selbst. Im heutigen Orts- und Flurnamenverzeichnis der Schweiz taucht nur ein einziges Mal eine «Rue des Photographes» auf – sie liegt in Genf; eine «Ruelle des Photographes» ist jedoch weit und breit nirgends zu finden.
Das Aufkommen von Passfotoautomaten, digitalen Kameras und der Foto-Bearbeitung am Bildschirm hat den traditionellen Beruf der Porträt-FotografInnen verdrängt. Übrig geblieben sind die Bilder: im Fall des «Photo Bandi» der Bestand von schätzungsweise 50’000 Schwarzweiss-Negativen. Diese Porträts aus vier Jahrzehnten hat das «Regionale Gedächtnis» – ein Projekt von W. Gassmann AG, das sich um die Sammlung regionalhistorischer Fotografien und Filme bemüht – vor der Vernichtung gerettet. Das Archiv Bandi wird nun erstmals auszugsweise in der Öffentlichkeit präsentiert.
Manuela Di Franco