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Journées photographiques de Bienne, 3.–26.5.2024

Das Gesicht bewahren
Archives Bandi

Es gab einmal ein Photographengässchen. Das begann oder endete im südwestlichen Teil des Centralplatzes in Biel, gehörte aber weder zur Bahnhofstrasse noch zum Unteren Quai, sondern lag dazwischen, führte in einen Hinterhof – und verlor schliesslich seinen Namen. Namenlos weiterzubestehen, das ist für eine Strasse, und sei sie noch so unbedeutend, schon seltsam genug. Ungewöhnlich ist aber auch der verlustig gegangene Name selbst. Im heutigen Orts- und Flurnamenverzeichnis der Schweiz taucht nur ein einziges Mal eine «Rue des Photographes» auf – sie liegt in Genf; eine «Ruelle des Photographes» ist jedoch weit und breit nirgends zu finden.

Grund genug, das einstige Photographengässchen in Biel wieder zu beleben und ihm den alten Namen erneut zu verleihen. Den alten Namen – passt der, passte er je? Was hatte denn diese enge, unauffällig zwischen zwei Häuserzeilen gelegene Passage mit dem Weitblick der Fotografie zu tun? Eine Erklärung lautet so: Wer das Photographengässchen verlässt – so, wie er gekommen ist, denn der einstige Durchgang in die Bahnhofstrasse steht heute nicht mehr offen – und über den Schüsskanal in Richtung des Jura-Südhangs schaut, blickt exakt an jene Stelle, an der während 70 Jahren der «Photo Bandi» tagein, tagaus seine Ladentüre geöffnet hatte. In diesem Fotoatelier und -geschäft haben Fritz Bandi und seine Mitarbeiterin und Nachfolgerin Ruth Patzer mit unermüdlicher Leidenschaft und Sorgfalt die Gesichter von Jung und Alt aus Biel und der Umgebung fotografisch festgehalten.

Das Aufkommen von Passfotoautomaten, digitalen Kameras und der Foto-Bearbeitung am Bildschirm hat den traditionellen Beruf der Porträt-FotografInnen verdrängt. Übrig geblieben sind die Bilder: im Fall des «Photo Bandi» der Bestand von schätzungsweise 50’000 Schwarzweiss-Negativen. Diese Porträts aus vier Jahrzehnten hat das «Regionale Gedächtnis» – ein Projekt von W. Gassmann AG, das sich um die Sammlung regionalhistorischer Fotografien und Filme bemüht – vor der Vernichtung gerettet. Das Archiv Bandi wird nun erstmals auszugsweise in der Öffentlichkeit präsentiert.

Manuela Di Franco

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