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Journées photographiques de Bienne, 3.–26.5.2024

Einschränkungen in der Stadt und anderswo
Tiziana De Silvestro

Der Himmel ist verhängt mit stacheligen Drähten – und wir denken an Stacheldraht, an Gefängnis, an Konzentrationslager. Doch eigentlich ist, was uns Tiziana De Silvestro präsentiert, kein Zaun, keine Grenze, kein Hindernis, sondern Lichtträger der gewohnten, da regelmässig wiederkehrenden, Art: die Weihnachtsbeleuchtung einer Grossstadt. Und der Zaun, der stachlige, ist der Zaun in unserem Kopf.

Einschränkungen hat Tiziana De Silvestro eingefangen, Schranken, die uns auf Schritt und Tritt begegnen: Baustellen-Abschrankungen, Verkehrsampeln, Mauern, Geländer. Häufig sind sie auf den Fotografien unscharf wahrzunehmen, zumeist stehen sie im Vordergrund. Deutlicher müssen sie auch nicht erscheinen – wir wissen, was gemeint ist.

Die Schranken haben sich uns längst eingebrannt in Auge und Seele. Wo ein Zaun steht, halten wir an oder wechseln die Richtung, selbst wenn er leicht zu überwinden wäre. Warum eigentlich?, fragt die Fotografin. Und sie hat versucht, die mentalen Einschränkungen ins Bild zu rücken. Die Mauern, Zäune und Drähte auf ihren Fotografien sind Zeichen von Denk- und Handlungsweisen. Es sind statische Gebilde, die aber durchaus etwas tun können, wie hindern, stören, bremsen, lenken. Es spielt darum auch eine untergeordnete Rolle, dass die Bilder in Hongkong aufgenommen wurden. Zäune sehen überall gleich aus. Die Frage ist vielmehr, was sie verhindern können.

Lilo Weber, Kulturjournalistin

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