Insights
Georg Aerni
Aus der Luft zeigt sich Tokio als endloses Häusermeer, aus dem nur die Hochbauten der Geschäftszonen wie Inseln herausragen. Die Stadt gleicht einer zufälligen Ansammlung zahlreicher Gross- und Kleinstädte, welche durch Eisenbahnlinien miteinander verbunden sind. Die Bahnhöfe bilden deren Zentren. So hat Tokio im Vergleich zu westlichen Städten, die oft einen bestimmten Strassenraster oder städtebaulich wichtige Achsen und Plätze aufweisen, keine leicht erkennbare Ordnung. Eine freie Baugesetzgebung, kleine Parzellengrössen und ein radikaler, unsentimentaler Erneuerungswille führen zu einer baulichen Vielfalt, die ein homogenes Stadtbild verunmöglicht.
Wie die Stadt in ihrer Struktur sind auch die Gebäude in ihrer äusseren Erscheinung – mit Ausnahme von neueren Hochhäusern – nicht auf Repräsentation ausgerichtet. Da sich das Hauptaugenmerk der BewohnerInnen auf das Hausinnere, das Private richtet, wird der Gestaltung der Gebäudehülle wenig Beachtung geschenkt. So richtet sich die Position und Grösse der Fensteröffnungen oft nach den inneren Bedürfnissen. An den Fassaden werden ganz pragmatisch auch Klimageräte, Rohre und Leitungen angebracht.