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Journées photographiques de Bienne, 3.–26.5.2024

Insights
Georg Aerni

Aus der Luft zeigt sich Tokio als endloses Häusermeer, aus dem nur die Hochbauten der Geschäftszonen wie Inseln herausragen. Die Stadt gleicht einer zufälligen Ansammlung zahlreicher Gross- und Kleinstädte, welche durch Eisenbahnlinien miteinander verbunden sind. Die Bahnhöfe bilden deren Zentren. So hat Tokio im Vergleich zu westlichen Städten, die oft einen bestimmten Strassenraster oder städtebaulich wichtige Achsen und Plätze aufweisen, keine leicht erkennbare Ordnung. Eine freie Baugesetzgebung, kleine Parzellengrössen und ein radikaler, unsentimentaler Erneuerungswille führen zu einer baulichen Vielfalt, die ein homogenes Stadtbild verunmöglicht.

Die verheerenden Brandkatastrophen nach dem Erdbeben von 1923 und den Bombardierungen von 1945 sowie wirtschaftliche Profitoptimierung sind dafür verantwortlich, dass heute nur wenige Häuser über 60 Jahre alt sind. Deshalb wird die Geschichte Tokios nicht von Gebäuden, sondern von den noch vorhandenen Flüssen und Kanälen erzählt. Seit 1964 wird am Netz des «Tokyo Metropolitan Highway» gebaut. Diese Stadtautobahn ist wegen Raumknappheit als Hochbau auf Stützen mehrheitlich über die einstigen Wasserverkehrswege gelegt worden. Durch ihre Höhe und ihre Länge von 220 km ist sie räumlich omnipräsent.

Wie die Stadt in ihrer Struktur sind auch die Gebäude in ihrer äusseren Erscheinung – mit Ausnahme von neueren Hochhäusern – nicht auf Repräsentation ausgerichtet. Da sich das Hauptaugenmerk der BewohnerInnen auf das Hausinnere, das Private richtet, wird der Gestaltung der Gebäudehülle wenig Beachtung geschenkt. So richtet sich die Position und Grösse der Fensteröffnungen oft nach den inneren Bedürfnissen. An den Fassaden werden ganz pragmatisch auch Klimageräte, Rohre und Leitungen angebracht.

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