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Journées photographiques de Bienne, 3.–26.5.2024

Ruanda – Über die Schulter von Théodore gesehen
Jean-Luc Cramatte

Das Projekt «Über die Schulter von Théodore gesehen» ist ein Foto-Projekt, das Afrika ins Zentrum setzt. Das Projekt folgt seriellen Gesetzen. Es ist zusammengesetzt aus einer Vielzahl von Begegnungen, wie ein Puzzle mit 100 bis 200 Fotos, die ohne logische Ordnung eine nach der anderen folgen, fast ein wenig wie eine lange Kamerafahrt aus einem Kinofilm.

Jean-Luc Cramatte interessiert in erster Linie das Detail, dem er bis in seine kleinsten Verästelungen folgt (er bleibt damit seiner «inventarisierenden» Arbeitsweise treu, die er bereits in seinem Projekt «Policlinique Series» angewendet hat). Sein Blick auf Afrika fällt dadurch notgedrungen aus der gewohnten Perspektive heraus. Der Fotograf stellt die Frage: Wie nähere ich mich Afrika? Jean-Luc Cramatte beobachtet die abwechslungsreichen Landschaften. Ihn streifen Blicke von anderen Menschen, die draussen an seinem Taxi vorbeigehen. Das Thema Afrika ist auf den ersten Blick nicht zwingend. Das Projekt könnte gerade so gut das Design, die Grafik oder die Architektur thematisieren (eine aus dem Taxifenster wahrgenommene Mauer verwandelt sich in ein Denkmal, in ein Monument).

Sobald man erfährt, dass es sich beim bereisten Land um Ruanda handelt, bekommt die Geschichte eine neue Dimension, ohne dass es der Fotograf darauf abgesehen hätte. Unversehens tauchen vor dem inneren Auge des Betrachters Bilder vom Genozid 1994 auf, dem über eine Million Menschen zum Opfer fielen. Die Spuren des Massenmordes in Ruanda verwirren gerade deshalb, weil sie so versteckt und diffus sind.