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Journées photographiques de Bienne, 3.–26.5.2024

Heimatverlust
Meinrad Schade

Europa 1999-2004
Inguschetien – Grozny – Moskau – Ukraine – Fuerteventura – Schweiz – Mailand – Bradford

Kriegsflüchtling, Wirtschaftsflüchtling, Auswanderer, Migrant, Vertriebener, Asylant – die Wörtervielfalt entwirft nur ein grobes Abbild der möglichen Gründe, sein Zuhause zu verlassen. Wird hier und anderswo über die Echtheit von Flüchtlingen diskutiert, haben die betroffenen Menschen, bei aller Unterschiedlichkeit ihrer Schicksale, etwas gemeinsam: Sie alle haben ihre Heimat verloren und hoffen auf eine bessere Zukunft. Dieser Heimatverlust ist ein einschneidendes, meist traumatisches Erlebnis. Oft ziehen die Heimatlosen von einem Provisorium ins nächste.

Zur Behausung dienen Unterkünfte aller Art: Zelte, umfunktionierte Gefängnisse, Baracken, überfüllte Einzimmerwohnungen, ehemalige Militäranlagen, stillgelegte Fabriken. Diesen Unorten wird mit ungeheurer Energie ein Minimum an Heimatsphäre abgetrotzt. Jeder Winkel, jeder vorhandene Gegenstand muss entsprechend genutzt werden – das stille Gebet in der engen Wohnung, die Wäscheleine in der ehemaligen Zementfabrik, das Spielen mit einem ausgedienten Wasserschlauch zeugen davon. Dann immer wieder das Warten, das zum Nichtstun verdammt sein, die Hoffnung absitzen, bis auch sie sich in Ernüchterung umgewandelt hat. Viele dieser Unterkünfte sind bewusst karg gehalten, sollen auf keinen Fall zum Bleiben einladen. Denn die sie bewohnenden Menschen sind unerwünscht, sollen, wenn sie nun schon gekommen sind, baldmöglichst wieder gehen, finden höchstens als nackte Zahlen Eingang in Asylstatistiken.

Heimatlose zeugen von etwas: sei es von einem Krieg oder von Armut – also von einem Missstand, und wer will schon daran erinnert werden?

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