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Journées photographiques de Bienne, 3.–26.5.2024

Dahab
Joël Tettamanti

Betonstrukturen in der ägyptischen Landschaft, Gerüstruinen von nicht fertiggebauten Hotels: Die Bilder von Joël Tettamanti aus der Serie «Dahab » verweisen auf das unerbittliche Verrinnen der Zeit und auf die damit verbundenen Veränderungsprozesse. In einer Welt, in der es scheint, als wäre die Zeit stehengeblieben, wird die Abwesenheit des Menschen und die Anwesenheit seiner halb verwischten Spuren noch eindrücklicher hervorgehoben durch die Nüchternheit der Komposition und die Wahl des Ausschnitts, die der Künstler «ebarmungslos» vornimmt. Die verlassenen, halbfertigen Bauten scheinen auf etwas zu warten, auf halbem Weg zwischen angekündigtem Tod und möglicher Wiederauferstehung. Die «Phantomsiedlungen » sind Übergangsorte, die sich am Rand von bewohnten und lebendigen Ortschaften ausdehnen. Ihre Existenz scheinen sie einzig und allein der durch die einfachen Betonformen hervorgerufenen Ästhetisierung zu verdanken, die ein seltsames, poetisch angehauchtes Klima schafft.

Indem sie nur ein Minimum an Informationen liefern, zwingen die Bilder von Tettamanti die Betrachter dazu, ihre Sehgewohnheiten zu hinterfragen, ihre Art und Weise, die Umwelt wahrzunehmen und sie sich vorzustellen. Mehr noch als die konstruierte und kontrollierte Realität, die sie in Frage stellen, verleiten sie dazu, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Indem sie den Prozess des Verfalls und der Hinfälligkeit festhalten, legen die Bilder zu Beginn des Endes, bei allem, was auf den ersten Blick unbedeutend erscheint, einen Stopp ein.

Die Bilder von Tettamanti üben Kritik am unkontrollierten Siedlungsbau und am Massentourismus in unserer globalisierten Welt (so auch in anderen Bildserien wie etwa «Cols alpins» (Alpenpässe), 2001). In ihnen lässt sich eine gewisse Faszination für Orte ausmachen, für welche die grosse Mehrheit gar kein Interesse aufbringen mag. Indem sie die Beziehung des (Sub-)Urbanen zur natürlichen Landschaft ausleuchten, weisen sie auf die Dualität hin, die das Verhältnis zwischen dem «Städtischen» und dem «Wilden» kennzeichnet. Um diese Dualität darzustellen, nutzt Tettmanti das Licht, er inszeniert die Leere, er setzt sie gewissermasse in Szene. Das Licht und die Inszenierung der Leere sind so etwas wie die tragenden Pfeiler, die Arbeitskonstanten im gesamten Werk des Künstlers.

Yan Schubert

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