Der Konstrukteur des Unmöglichen
Pierre Montavon
Justo Gallego Martínez steht ausserhalb sämtlicher Normen. Bis zu seinem 40. Lebensjahr war er Trappisten-Mönch. Danach wurde er Konstrukteur und Bauherr in einer ganz speziellen und eigenen Sache: Seit über 40 Jahren arbeitet er an einem grossen aussergewöhnlichen Werk. Bei dem Werk handelt es sich um nichts weniger als um eine Kathedrale. Sie ist in einem Vorort von Madrid im Entstehen begriffen, 55 Meter lang, 25 Meter breit und 50 Meter hoch.
Der ein wenig verrückte Traum von Gallego ist bereits überdacht und überkuppelt. Womöglich wird aus der Kathedrale schon bald ein Touristenmagnet oder – wieso nicht? – ein Wallfahrtsort. Voraussetzung ist, dass sich die Wirtschaftsvertreter in ihren Machtzentralen nicht anders entscheiden. Es liegt tatsächlich im Bereich des Möglichen, dass das Bauwerk wieder abgerissen wird. Zur Zeit allerdings macht es den Anschein, dass sich das Unmögliche behaupten kann und die Energie und der Glaube aus Demut obsiegen. Früher wurden die Kathedralenkonstrukteure und -erbauer in ihrer Gesamtheit gelobt. Diesmal gebührt das Lob einem Einzigen.
Pierre Montavon