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Journées photographiques de Bienne, 3.–26.5.2024

Die «fliegenden» Frauen von Teheran
Marc Latzel

Die Arbeit von Marc Latzel zeichnet das wunderbare Abenteuer der «fliegenden Frauen» von Teheran nach. Jener Frauen, die keinen Zutritt haben zu Fussballstadien, die in der Stadt nicht Motorfahrrad fahren dürfen, denen es verwehrt ist, anlässlich der Hochzeit in den Männergemächern zu tanzen, denen man nach einer Scheidung den Kontakt zu ihren Kindern verbietet. Aber seit drei Jahren dürfen diese Frauen etwas: Gleitschirmfliegen. Diejenigen, die das Vogelgefühl einmal genossen haben, können nicht mehr davon lassen. So wie die 19 Jahre alte Nasim Lotfi , die 2001 den ersten Teheraner Gleitschirmflug-Wettbewerb gewonnen hat.

Die iranische Hauptstadt mit ihren 12 Millionen Einwohnern zählt zur Zeit um die 60 Gleitschirmfliegerinnen. Die meisten sind Schülerinnen von Azar Farahani, der einzigen offiziellen Instruktorin im ganzen Land. Diese Pionierin stürzte sich 1993 mit ihrem Mann, einem ehemaligen Jagdpiloten, ins Abenteuer; zu einem Zeitpunkt, als das Gleitschirmfliegen noch nicht auf der Liste der für Frauen erlaubten Sportarten verzeichnet war. «Nach meinen ersten Unterrichtseinheiten habe ich derart viele Anrufe bekommen, dass ich mich dazu entschlossen habe, um eine offizielle Erlaubnis nachzufragen», sagt sie. Das Verfahren dauert 6 Jahre. Mehrmals muss Azar Farahani Videokassetten mit Aufnahmen des Unterrichts an religiöse Komitees schicken. «Theoretisch ging es um die Frage, ob es im islamischen Glauben erlaubt sei, dass Frauen fliegen», fügt die Instruktorin bei, «praktisch wollten allerdings die Behörden sichergehen, dass wir anständig bedeckt blieben».

Sie blieben es. Die über die Röcke gespannten Gleitschirmgurte lassen keinen Luft-Striptease zu. Über dem Kopftuch «wacht» ein stossfester Helm. Und die Hände stecken in Handschuhen – mit einer Ausnahme: für das Lesen im Koran vor dem Absprung…

Serge Michel

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