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Journées photographiques de Bienne, 3.–26.5.2024

«Ja, ich will!»
Didier Jordan

«Was, du machst Hochzeitsreportagen?», fragt man mich zuweilen – und die Fragesteller schneiden dazu fast immer ein erstauntmitleidiges Gesicht. Die Hochzeitsfotografie gehört nicht gerade zu den anerkanntesten Sparten der Fotografie. Viele glauben, eine Hochzeit zu fotografieren sei eine nervige Routineangelegenheit, und es brauche dazu kein spezielles Können. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass die Fotografie seit jeher in Verbindung gebracht wird mit dem Hochzeitsritual. Die Fotos gehören einfach dazu, wie das Amen in der Kirche.

Meine «Hochzeitsästhetik» folgt anderen Gesetzen. Ich versuche, das Individuelle, das die Gäste miteinander verbindet, herauszuarbeiten – und nicht das scheinbar Gemeinsame, das sie mit allen anderen Hochzeiten dieser Welt vermeintlich teilen. Anstatt zu ritualisieren, wie das die klassische Hochzeitsfotografie macht, versuche ich die individuell-lebendigen Momente zu entdecken, die an jeder Hochzeit plötzlich aufblitzen.

Bei einer Hochzeit ist der Fotograf ein akzeptierter Beobachter. Dieser Status verschafft eine Bewegungsfreiheit und eine Wahlfreiheit bei den Sujets, die ich schätze. Ich versuche, einen Kompromiss zu finden zwischen der Notwendigkeit, über das Ereignis und dessen zentrale Momente zu berichten, und dem Willen, diese auf subjektive Art und Weise darzustellen.

Auch wenn gewisse Bilder herausragen, «etwas Spezielles haben», so bin ich schlussendlich doch der Meinung, dass sie keine künstlerische Arbeit darstellen. Und trotzdem finde ich in den Bildern immer wieder Momente des Glücks; oder besser Momente, in denen es mir gelungen ist, das eigentlich undarstellbare Glück doch darzustellen.

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