Entfremdung
Sergei Borissow
Noch gibt es die Sowjetunion, noch steht die Mauer. Aber die Dissidenten fangen an, sich zu Wort zu melden. Eine Freilicht-Kunstschau wird von Baumaschinen niedergewalzt und geht als «Bulldozer-Ausstellung» in die Geschichte ein. Das ist der Moment, in dem sich Sergei Borissow für die Dissidenten-Kunst zu interessieren beginnt. Aus dieser Zeit stammen seine ersten Atelieraufnahmen und Künstlerporträts. Borissow entwirft Poster und Plattenhüllen für Moskauer und Leningrader Bands. Er ist noch jung, als er bereits im Pionierhaus fotografiert.
Die Sowjetunion, insbesondere Mittelasien und Sibirien, lernt Borissow als junger Mann kennen, indem er in der Küche der Wagon-Restaurants arbeitet. Danach schlägt er sich beruflich als Reklame- und Modefotograf durch – eine damals eher ungewohnte Berufsbezeichnungen, denn Mode galt lange zum dekadenten Wortschatz der westlichen Bourgoisie.