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Journées photographiques de Bienne, 3.–26.5.2024

Plain Air
Jon Naiman

Die Serie «Plain Air» von Jon Naiman zeigt Maler, die draussen unter freiem Himmel arbeiten. Sie sind mit den Gebrauchsgegenständen ihres Metiers ausgerüstet: Leinwand, Staffelei, Pinsel, Farbe, etc., aber auch mit Kleidern, Hut, Getränken, Stereoanlage und anderen Objekten dieser Art. Sie stehen ihrer Staffelei gegenüber und kümmern sich – konzentriert auf ihre Aufgabe – nicht um das aufmerksame Auge des Fotoapparats. Sie werden vom Akt des Malens völlig eingenommen, wobei sie auf ihre persönliche, verarbeitende Art auf die physische Landschaft reagieren, die sie umgibt. Diese Beschreibungen von Malern im Freien, im öffentlichen Raum, zeigen auch etwas, zu dem wir normalerweise keinen Zugang haben: den Künstler bei der Arbeit. Die Fotografien beinhalten den Künstler, den Arbeitsprozess am Kunstwerk, und mehrere zeigen auch die gegenwärtige Inspirationsquelle für das Kunstwerk.

Die stereotypischen Orte der Freilicht-Malerei, der Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts, die mit der Natur ganz allgemein in Verbindung stand, finden sich hier nicht wieder. In der Serie «Plain Air», positionieren sich die Maler an urbanen Orten. Sie stellen sich Baustellen, Hinterhöfen, Handels- oder Transitzonen. Wenn diese «Plain»-Orte im traditionellen Sinne ungewohnt sind, so ist es die Präsenz des Malers noch vielmehr. Im urbanen Umfeld würde man eher erwarten, einen Fotografen anzutreffen: eine moderne Technik an und für zeitgenössische/ n Orte/n. Naiman will genau diese Diskrepanz darstellen. Gibt es eine Technik, die anachronistischer ist als eine andere? Sujets, die moderner sind als andere?

Die von Jon Naiman kontaktierten Maler von «Plain Air», die er an den präzisen Orten ihres Schaffens während dieses Schaffens fotografierte, gehen in die Stadt, platzieren sich im öffentlichen Raum. Sie verrichten dabei nicht nur ihre Arbeit. In der Rolle des «Künstlers» sind sie selbst Spektakel und Performance. Naimans Serie verdeutlicht diese Gleichzeitigkeit des Tuns und Seins, des Agierens und Repräsentierens.

Jon Naiman, Hélène Joye-Cagnard

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