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Journées photographiques de Bienne, 3.–26.5.2024

«C’est du trois tous les trois»
Dorothée Baumann

Die Tomographie ist auf medizinischem Gebiet eine Technik, die dazu bestimmt ist, gewisse Funktionsweisen des Körpers mit Hilfe von Messungen, die (Bild)sensoren liefern, zu modellieren und zu visualisieren (MRT, Scanner, EEG, Mikro, usw.). Der Titel der acht Fotografien umfassenden Serie Dorothée Baumanns bezieht sich auf einen geläufigen Ausdruck im medizinischen Milieu. Dieser weist auf den Standard-Prozess der Tomographie hin, bei dem der Körper alle 3 mm in Segmente von 3mm Dicke zerschnitten wird.

Die Teilansichten der Laboratorien – beherrscht von einem klinischen Weiss – sind durch die Linien der hoch entwickelten Instrumente und deren zahlreicher Verkabelungen fein strukturiert. Eine gesuchte, reflektierte Ästhetik verleiht den Bildern einen distanzierten Charakter, der durch die scheinbare Abwesenheit der menschlichen Person verschärft wird. Auf einigen Fotografien treten die Speicherungsdaten in Erscheinung: Die Apparate, in die eigene Falle getappt, werden ebenfalls zu Objekten der Analyse (wie es im weiteren Sinne das fotografische Bild ist). Die Bedeutung, die der medizinischen Bilderfassung zukommt, begründet sich zunächst in der Tatsache, dass ein Bild, ein viel wirksameres Informations-Konzentrat ist als ein Text oder eine verbale Erklärung.

In dieser gereinigten Atmosphäre, in der die Lesbarkeit manchmal auf die Probe gestellt wird, haben sich die Maschinen endgültig durchgesetzt. Sie scheinen Überlagerungen zwischen dem Arzt und dem Patienten oder dem Probanden zu erzeugen. Die einzige Darstellung eines Lebewesens ist die eines geöffneten Auges unter einem Hut von Elektroden. Dieses hängt wie die Maschinen an zahllosen Fäden. In diesem wissenschaftlichen Prozess ist der Körper – fragmentiert – auf eine in Zahlen zu fassende Substanz reduziert. Indem Baumann den Körper durch wissenschaftliche Apparate ersetzt, fragt sie sich was aus seiner symbolischen Dimension geworden ist.

Die Fotografin wirft einen doppeldeutigen Blick auf die Orte der Forschung am menschlichen Körper: fragend im Bezug auf deren zukünftige Entwicklung und gleichzeitig fasziniert von deren Wirkungskraft und Präzision. Daraus resultieren Bilder, die ein aktuelles Thema dokumentieren: Die Entwicklung der medizinischen Bilddarstellung und deren ethische Problemstellung.

Catherine Kohler

Katalog

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