Der Dorfskilift
Marion Nitsch
Es gibt sie noch, die kleinen Dorfskilifte. Einer davon ist der Skilift von Schüpfheim im Entlebuch. Hinter der Kirche und dem Friedhof liegt noch ein Acker und dann folgt bereits ein kleines Kabäuschen – die Talstation. Rot-weiss karierte Vorhänge zieren das Pistenrestaurant.
Eine Tafel wirbt für Ovo und heisse Wienerli – mit Brot, nicht mit Pommes Frites! Von der Talstation führt der Lift vielleicht drei-, vierhundert Meter den Hügel hinauf. Das ist alles. Viele haben an solchen Liften den Stemmbogen gelernt. Kindheitserinnerungen sind mit rasanten Abfahrten, wagemutigen Sprüngen und spektakulären Stürzen verbunden.
Oder vielleicht doch? In die Dorfskilifte wird viel Herzblut und persönliches Engagement gesteckt – davon können kommerzielle Unternehmen nur träumen. Der Betrieb wird meistens von Bauern geführt, die für ein geringes Entgelt arbeiten und mit einem kleinen Budget allfällige Reparaturen und Unterhaltsarbeiten selbst durchführen. Handarbeit und persönlicher Einsatz sind gefragt – und viel Fronarbeit. Für das Spannen der Kabel, das Einhängen der Bügel, das Präparieren der Piste. Aber wenns dann mal schneit, lassen die Kunden nicht lange auf sich warten. Schulklassen aus dem Dorf verlegen an schönen und schneereichen Tagen den Unterricht spontan auf die Skipiste. Und wer frei hat, ist sowieso am Lift. Denn: Wo gibts heute noch Tageskarten für fünf Franken?!
Marion Nitsch